Personal Best 2011: Bücher und so

Fabelhaft:

Wolfgang Müller: Neues von der Elfenfront (2007)

Jan Philipp Reemtsma: Vertrauen und Gewalt – Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne (2008)

Thomas Metzinger: The Ego Tunnel (2009)

und:

Jonathan Lethem: Chronic City (2010)

Mark Z. Danielewski: House of Leaves (2000)

Mike Davis: City of Quartz (1990/2006)

David Harvey: A History of Neoliberalism (2005)

Außerdem: 

Mike Davis: Dead Cities (2002)

Periodika:

The Wire

Sight & Sound

und:

Spex

Electronic Beats

Monopol

taz

Psychologie heute

Personal Best 2011: Platten

Fabelhaft:

Sofa Surfers – Blind Side (2010)

The Embassadors – Coptic Dub (2009)

und:

13 & God – Own Your Ghost (2011)

Tricky – Knowle West Boy (2009)

Gang of Four – Content (2011)

Fovea Hex – Here Is Where We Used To Sing (2011)

Machinefabriek – Daas (2010)

Zelienople – Give It Up (2009)

Außerdem:

Four Tet – There Is Love In You (2010)

On – Your Naked Ghost Comes Back At Night (2004/2009)

Demdike Stare – Symbiosis (2009)

Brand New I’m Retro:

EA80 – Grüner Apfel (1995)

Jonas Hellborg – Octave of the Holy Innocents (2005)

Minus the Bear – Planet of Ice (2007)

The Hope Blister – … Smile’s OK (1998)

U.K. – Live in Boston (1987/2007)

Yes – The Yes Album (1971)

Simon Fisher Turner – Revox Volume One (1993)

Tracks & Comps:

Console – Her Eyes (2010)

The Notwist – Come In (2009)

Michael Mayer – Picanha Frenesi (2010)

Omar – Feeling You (Henrik Schwarz Remix)(2010)

Various – Decent Tracks 1 (Comp von TiG)

Various – Pop Ambient 2010 (2009)

Personal Best 2011: Konzerte

Fabelhaft:

Nik Bärtschs Ronin @ London Jazz Festival, Kings Place, London (16.11.)

Caspar Brötzmann Massaker @ Roadburn Festival, 013, Tilburg (12.-14.4.)

Steve Reich ‚Double Sextet‘, Steve Martland ‚Horses Of Instruction‘ @ “Reverberations: The Influence of Steve Reich”, Barbican & St Luke’s, London (7.-8.5.)

und:

Morton Subotnik plays “Silver Apples of the Moon revisited” @ CTM 2011, HAU1, Berlin (31.01.)

Steve Reich ‚Music for Pieces of Wood‘, ‚Sextet‘, ‚WTC 9/11‘, ‚Proverb‘, Louis AndriessenLife‘, Perotin ‚Viderunt Omnes‘, Lee RanaldoHow Deep Are Rivers‚, David LangLittle Match Girl Passion‘, Julia WolfeCruel Sister‘ @ “Reverberations: The Influence of Steve Reich”, Barbican & St Luke’s, London (7.-8.5.)

Nils Peter Molvaer Group, Stadtgarten, Köln (28.11.)

Tim Hecker, Bohren und der Club of Gore, Contemporary Noise Sextet, Lento, Thomas Köner @ Denovali Swingfest, WeststadtHalle, Essen (31.9. – 2.10.)

Radian @ frischzelle festival, KHM, Köln (5.10.)

Die Goldenen Zitronen, Z’ev, Gudrun Gut, Moebius + Tietchens @ Klangbad Festival, Scheer, (5.-7.8.)

Signal (live), Monolake (live), Biosphere & Egbert Mittelstaedt, Daniel Menche, Lillevan & Fennesz, Herman Kolgen @ Cine Chamber, CTM 2011, HAU2, Berlin (1.-4.2.)

Außerdem:

Ursula Bogner, Masayoshi Fujita & Jan Jelinek, John Chantler @ Label-Showcase: ROOM40 meets Faitiche, CTM 2011, Festsaal Kreuzberg, Berlin (3.2.)

Jonas Hellborg Group feat. Ginger Baker, Harmonie, Bonn (16.10.)

Peter Brötzmann Chicago Tentet, Café Ada, Wuppertal (22.4.)

Shrinebuilder, Swans, Sabbath Assembly @ Roadburn Festival, Midi Theatre & 013, Tilburg (12.-14.4.)

Tall Firs, Family Fodder, Jochen Distelmeyer @ Week-End Fest, Köln (3.12.)

Somi @ Doha Tribeca Film Festival, Katara, Doha (27.10.)

Personal Best 2011: Ausstellungen

Fabelhaft:

Trevor Paglen (Secession, Wien, Januar)

Der rote Bulli: Stephen Shore und die Neue Düsseldorfer Fotografie 1971-87 (NRW-Forum, Düsseldorf, Januar)

Joel Sternfeld: Farbfotografien seit 1970 (Folkwang Museum, Essen, September)

und:

Mitch Epstein: State of the Union (Kunst Museum Bonn, Januar)

New Topographies (SK Stiftung Kultur, Köln, Februar)

Nan Goldin: Berlin Work, Fotografien 1984-2009 (Berlinische Galerie, Berlin, Februar)

Reynold Reynolds: The Secrets Trilogy (Secret Life, Secret Machine, Six Easy Pieces) + Letzter Tag der Republik @ Transmediale.11 – Response:Ability (Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Februar)

Afro / Polis: Stadt, Medien, Kunst – Kairo, Lagos, Nairobi, Kinshasa, Johannesburg (Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, März)

Building the Revolution: Art and Architecture in Russia 1915-1935, with photographies by Richard Pare (Caixa Forum, Barcelona, März)

Erwin Wurm: Misconceivable (Brandts Kunsthallen, Odense, Mai)

Venice Biennale: ILLUMINazioni (Verschiedene Orte, Venedig, Oktober)

Anri Sala (Serpentine Gallery, London, November)

Außerdem:

Thomas Struth: Fotografien 1978-2010 (K20, Düsseldorf, April)

Jim Campbell: Material Light (Det Nationale Fotomuseum, Kopenhagen, Mai)

Charlie Koolhaas: Dubai Then (The Pavillion, Downtown Dubai, Juli)

Through the Looking Brain: Eine schweizer Sammlung konzeptueller Fotografie (Kunstmuseum Bonn, September)

Pipilotti Rist – Eyeball Massage (Hayward Gallery, London, November)

Douglas Gordon (MMK, Frankfurt/M, Dezember)

Gabríela Fridriksdóttir: Crepesculum (Schirn, Frankfurt/M, Dezember)

Personal Best 2011: Filme

Fabelhaft:

Import Export von Ulrich Seidl (2007)

und:

The Headless Woman von Lucrecia Martel (2008)

Four Lions von Christopher Morris (2010)

Tulpan von Sergey Dvortsevoy (2008)

Lebanon von Samuel Maoz (2009)

Winter’s Bone von Debra Granik (2010)

Villa Amalia von Benoit Jacquot (2009)

Außerdem:

Wendy and Lucy von Kelly Reichardt (2008)

Fish Tank von Andrea Arnold (2009)

Red Riding Trilogy: In the Year of Our Lord 1974 von Julian Jarrold; In the Year of Our Lord 1980 von James Marsh, In the Year of Our Lord 1983 von Anand Tucker (2009)

Shutter Island von Martin Scorsese (2010)

Kynodontas (Dogtooth) von Giorgos Lanthimos (2009)

My Son, My Son What Have You Done von Werner Herzog (2010)

Weiße Lilien von Christian Frosch (2007)

Enter the Void von Gaspar Noé (2010)

Brand New I’m Retro:

Alles von Rainer-Werner Faßbinder

Possession von Andrzej Zulawski (1981)

The Plumber von Peter Weir (1979)

The Sweet Hereafter von Atom Egoyan (1997)

25th Hour von Spike Lee (2002)

Lawrence of Arabia von David Lean (1962)

28 Weeks Later von Juan Carlos Fresnadillo (2007)

Phantasm von Don Coscarelli (1979)

Sweet Movie von Dušan Makavejev (1974)

EINAR WAR DA: Motorpsycho, Stollwerck, Köln, 17.4.2012

Die Progifizierung Motorpsychos scheint in ihrem Endstadium angelangt zu sein: Nicht nur, dass die Rückseite der Bühne auf ganzer Breite mit einem Fantasy-Panorama verhangen ist, das wie eine nicht uncoole Version eines Roger Dean-Covers aussieht (okay – Roger Dean und cool gehen schlichtweg überhaupt nicht zusammen)(kennt jemand das Cover der Spät-80er It Bites-Platte „Eat Me in St Louis“??? Dann wisst ihr was ich meine…), nein, bei Betreten des Venues wurde mir auch ein „Programm“ in die klammen Hände gedrückt, als wär ich in Schauspielhaus oder Philharmonie. Das klassische Orchester von der neuen Platte hat die Band zumindest daheim gelassen, aber der Bühnenaufbau zeigt unmissverständlich, dass heute mehr als die Stammbelegschaft spielen wird: Hinzu gesellt sich der obertolle Ståle Storløkken of Supersilent Fame, sein Ensemble aus Keyboards und E-Piano sieht vielversprechend aus.

Als die Jungs die Bühne betreten, fällt nicht nur die Double Neck Guitar von Hans Magnus Ryan in’s Auge – how Prog can you go?? – sondern auch, dass Kenneth Kapstads Set tatsächlich mit doppelter Bass Drum und sechs Toms ausgestattet ist! Und Ståle Storløkken trägt einen langen weißen Umhang, ist das jetzt eine Anspielung auf Jon Anderson? Oder gar auf Keith Emerson?? Nein, das ginge dann doch entschieden zu weit. Seine Performance zumindest hat nichts von alledem, wie immer spielt er die schweinischsten aller denkbaren Keyboards, sein Sound passt zu Motorpsycho wie der Lachs zur Schaumspeise – sehr, sehr scharf!! Die Band führt, wie schon im Programmheftchen warnend erwähnt, ihr neues Werk in ganzer Länge auf, bevor sie dem Volk zu liebe auch ein paar ältere Sachen zum besten gibt. Aber worum geht es in diesem Konzeptalbum denn überhaupt? Einhörner? Abenteuer auf den Weltmeeren? Sollte das alles dann doch eher eine Pissnahme sein?

Tut aber auch nichts zur Sache, denn ihr Sound ist geil, sie haben hörbaren Spaß an den mehr komplexen Arrangements der jüngeren Platten, und bei aller Prog-Lastigkeit sind Motorpsycho einfach immer noch viel zu erdverbunden, um in eine Schublade mit all den Neo-Prog-Bands gesteckt zu werden, die derzeit aus den Einhornlöchern der Welt gekrochen kommen. Nein, ihre Musik hat nichts zu tun mit dem anal-retentiven Gehabe, das Platten wie die letzte Opeth-LP so überkontrolliert und totarrangiert klingen lässt, als versuchte die Band in ihren eigenen Arsch zu kriechen. Motorpsycho hingegen lassen sich von allen Einhörner den Flow nicht verderben, sie bleiben weiterhin unverschämt cool (!). Wir brauchen (noch viel) mehr davon!!

Motorpsycho @ Stollwerck

EINAR WAR DA: Touch.30 Label Night, Studio 672, Köln, 23.4.2012

Touch, eines der tollsten Labels dieses Planeten, scheint sich seit 5 Jahren in einer permanenten Feierlaune zu befinden; damals war Anlass das 25-jährige Labeljubiläum, was mit einem feinen Festival in York gefeiert wurde. Seitdem fand sich immer wieder eine runde oder semi-runde Zahl, die Grund genug war, ein Labelfestival an irgendeinem Flecken der Erde zu veranstalten. Offensichtlich wollen Jon Wozencroft und Mike Harding, Touch-Macher der ersten Stunde, jeden Tag begehen als sei es der letzte – was natürlich die einzige vernünftige Art ist zu leben. Oder sie wundern sich einfach nur darüber, dass Touch immer noch existiert trotz der rapide verschlechterten Lage auf dem Markt für unabhängige Musikproduktionen. Seit einigen Wochen nun wird die Zahl 30 gefeiert, unter anderem in Form einer Tournee durch Europa, stets mit wechselndem Line-up. In Köln wird Mike Harding vorstellig, um ein wenig über die aktuelle Situation des Labels zu plaudern, woraufhin Label-Neuzugang Achim Mohné sowie der Schwede BJ Nilsen Livesets zum besten geben. Vielleicht liegt es am Wochentag, dass sich an diesem Montag nur etwa 50 Kölner im Studio 672 einfinden.

Mike Harding erweist sich als das Gegenstück zu Jan Wozencroft, dessen Welt- und Wortgewandheit ich schon einige Male erleben dufte. Harding hingegen gehört zu der Spezies von Briten, die immer etwas hooliganhaftes an sich hat, und berichtet vornehmlich von praktischen Schwierigkeiten beim Versuch, die Erwartungen von Künstlern und Konsumenten zur Deckung zu bringen. Während Musiker zunehmend Gefallen an den Möglichkeiten von hochauflösenden Medien und Multikanalaufnahmen finden, tendiert der Markt noch immer zu komprimierten Formaten. Im Zwischenbereich sind Vinyl und Kassette angesiedelt, für welche sich der Markt positiv entwickelt aber aller Voraussicht nach auf recht niedrigem Level verbleiben wird. Touch zeigt sich durchaus offen gegenüber allen verfügbaren Formatoptionen: Vinyl, CD, Tape, MP3 und FLAC sind im Programm. Hinzu kommen spinnerte Projekte wie der Wachszylinder, auf dem Michael Esposito & CM von Hausswolff vor einigen Monaten ihr neuestes Werk veröffentlichten. Für die Zukunft sieht Harding ein verstärktes Interesse an Medien, die eine weit höhere Auflösung als die CD bieten, wie USB-Sticks.

Achim Mohnés präsentiert sich in seinem Konzert als dem Typus „Platten-Spieler“ zugehörig in bester Tradition von Christian Marclay, Philip Jeck und Otomo Yoshihide. Aber anders als diese arbeitet Mohné bei diesem Konzert nicht mit handelsüblichen Vinyl, sondern mit Schallplatten, die er für diesen Zweck selbst erstellt hat. Offensichtlich hat er mit Leerrillen bestückte Platten mechanisch bearbeitet, um ein Sammelsurium an Störgeräuschen zu erzeugen. Mit Hilfe von vier Decks produziert er auf diese Weise eine köstliche Clicks+Cuts-Musik. Konzeptuell erinnert das stark an Toshimaru Nakamuras no-input mixing board und Ovals Arbeit mit defekten CDs. Wie immer entscheidet das Ergebnis über die Tragfähigkeit des Ansatzes; Mohnés Sound ist über jeden Zweifel erhaben.

BJ Nilsen, der schon seit vielen Jahren Platten auf Touch veröffentlicht und nebenher an Projekten z.B. mit Hildur Guðnadóttir und Stilluppsteypa teilnimmt, spielt ein abgeklärtes Konzert. Sein Sound, den man wohl als Tectonic Ambient bezeichnen könnte, lebt von der Faszination aber auch Verunsicherung angesichts (erdgeschichtlicher?) Prozesse, die von menschlicher Vorstellungskraft nicht erfasst werden können. Ganz großes Kino, zweifelsohne.

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