EINAR WAR DA: Allan Holdsworth Band, Scala, Leverkusen, 17.5.2012

Anders als die meisten anderen Fusiongitarristen vermag es Allan Holdsworth immer wieder, Leute wie mich nicht nur mit seiner atemberaubenden Technik, sondern auch mit den Geschichten zu faszinieren, die er in seinen langen Soli durchklingen lässt. Das gelingt ihm nicht zuletzt mit seinem skulpturalen Sound auf der elektrischen Gitarre, besonders seiner unverkennbaren Phrasierung. Selbst Frank Zappa, ansonsten nicht bekannt für die Fähigkeit, sich für Musik zu begeistern, die nicht seine eigene war, zeigte in einem Interview deutliches Interesse an Holdsworth.

Soll heißen, man kann diesen Mann nicht oft genug zu hören und sehen bekommen — selbst wenn man sich dafür nach Leverkusen begeben muss.

Und dann gibt es auch noch ein Novum zu feiern; erstmals spielt Holdsworth auf dieser Tournee mit Virgil Donati, den viele Drumnerds für den technisch versiertesten Drummer der Jetztzeit halten. Wie der noch bekanntere Mike Portnoy hat er sich seine Chops nicht zuletzt im Metalbereich erarbeitet, was nicht nur bei seinen Kunststückchen mit der doppelten Basstrommel immer wieder durchscheint. Im Trio mit Holdsworth ergibt das natürlich ein ziemliches Fegefeuer, wenn Donati auch — besonders bei seinem Solo — für meine Ohren etwas zu wenig subtil vorgeht — anders als Gary Husband und Chad Wackerman, den langjährigen Trommlern der Holdsworth-Combo.

Als Dritter im Bunde ist Jimmy Haslip am Bass mit von der Partie. Haslip ist Linkshänder und spielt einen Linkshänder-6-Saiter, den er jedoch „verkehrt herum“ bespannt, was ein seltsames Bild abgibt und seine Virtuosität noch unmenschlicher erscheinen lässt. Meinem Kumpel, selbst Fusion/AOR-Bassist, wird es bei diesem Anblick ganz kirre im Kopf.

Alles in allem ein geiles Spektakel, etwas getrübt durch Soundprobleme; aber die Stimmung von Holdsworth selbst ist bestens, was fürwahr nicht immer so ist. Wieder besteht das Set aus vielen seiner bekanntesten Stücke aus den 80er Jahren, aber die Tunes sind selbstredend nur der Ausgangspunkt für immer neue, wahrhaft wahnwitzige Improvisationen.