EINAR WAR DA: Bushman’s Revenge, Waldmeister, Solingen, 9.2.2013

09022013068

Warum sind  norwegische Musiker an der Schnittstelle zwischen Jazz, Rock, Noise und Prog eigentlich allesamt so coole Säue? Meine Güte, was ein geiles Gebratze diese Herrschaften hier abliefern! Wie könnte es anders sein, die drei Berserker (Bass: Rune Nergaard, Drums: Gard Nilssen, Guitar: Even Helte Hermansen) kommen natürlich aus dem Rune Grammofon-Stall. Allesamt sind sie auch an anderen Bandprojekten beteiligt, Gard Nilssen z.B. spielt in Puma mit Stian Westerhus, dem Avantjazz-Gitarristen der Stunde. Auch supertoll!

Ein erstes Konzert-Highlight in diesem abgefuckten Jahr, soviel ist sicher.

EINAR WAR DA: Jaga Jazzist with Sinfonia Rotterdam @ AB, Brüssel, 6.4.2013

Das Ancienne Belgique im Zentrum Brüssels ist eines der schönsten Konzert-Venues, das mir bisher untergekommen ist. Auch die Musiker selbst scheinen die Halle sehr zu schätzen, wie zuletzt Lou Reed und am heutigen Abend die Norweger von Jaga Jazzist öffentlich kundtun. Die zumeist 9-köpfige Band hat für ihr jüngstes Projekt überwiegend bekanntes Songmaterial neu arrangiert, und zwar für eine handvoll Auftritte und eine Platteneinspielung, jeweils mit Kammerorchester. Für die Auftritte auf dem Kontinent handelt es sich hierbei um das Sinfonia Rotterdam.

2013-04-06-087

Nun stellt sich natürlich die Frage, ob der Sound der Norweger nicht auch ohne zusätzliche Streicher- und Bläserkolonnen schon fett genug sei. In der Tat kann das Orchester nur hin und wieder so richtig zeigen, was es draufhat; zumeist bestimmt der wohlbekannte, immer noch tolle Ensemblesound der Jagas das Klangbild. Kaum fällt es auf, wenn das Rotterdam Sinfonia einmal eine Ruhepause einlegt und die Norweger sich selbst genug sind.

Beim Songmaterial bestätigt sich mein Eindruck, dass die Band ihren Höhepunkt mit der 2005er Platte „What We Must“ erreicht hatte, während die Stücke von „One-Armed Bandit“ (2010) ein wenig abfallen, ja fast gelangweilt klingen. Und es bleibt mir weiterhin ein Rätsel, was es mit dem Song „Toccata“ auf sich hat… sicherlich müsste Philip Glass hierfür wenigstens einen Co-Credit bekommen, oder? Zudem nervt, wie schon auf der letzten Platte, der Schlagzeug-Sound von Martin Horntveth. Keine Frage, er spielt super, aber wann hat jemals eine Snare so scheiße geklungen wie seine? Schickt dem Mann einen Vertreter von Drum Workshop oder so ins Haus!

Aber nun Schluss mit dem Gemeckere, ein feines Konzert ist es trotzdem; es macht viel Spaß, den einzelnen Jaga-Stimmen im Ensemble- und Solo-Spiel zu lauschen. Diesmal hat es mir besonders Mathias Eick an der Trompete (sowie Bass, Keyboards und Vibes) angetan. In Folge seiner ECM-Aufnahmen der letzten Jahren dürfte sein Name mittlerweile bekannter sein als der Jaga Jazzists; aber während er mit seinem eigenen Ensemble Coffee-Table-Book-kompatiblen Modern Jazz pflegt, zeigen die Jagas heute abend, dass sie immer noch ordentlich Dampf machen können, auch bzw. erst recht mit einem 27 Personen starken Kammerorchester im Rücken.